BERLIN – Nach jahrelangen Kleinwaffenexporten in die Türkei hat die Bundesregierung erneut Großlieferungen an ihren Nato-Partner Ankara genehmigt. Wir informieren Sie nach Angaben der Nachrichtenagentur DPA.
Das Bundeswirtschaftsministerium antwortete auf eine parlamentarische Anfrage eines Abgeordneten der populistischen Partei BSW, dass bis zum 13. Oktober in diesem Jahr 69 Lizenzen im Wert von 103 Millionen Euro ausgestellt worden seien, davon Waffen im Wert von 840.000 Euro. Allerdings sind laut Wirtschaftsminister Robert Habeck eine ganze Reihe von Exporten noch nicht in der Statistik enthalten.
Auch die Lieferung von 101 Raketen erhielt grünes Licht
In einem Brief an den Gesetzgeber im September erklärte Habeck, der Bundesrat habe Thyssenkrupp Marine und Atlas Elektronik den Export von 28 Seahake-Torpedos inklusive Zubehör und Ersatzteilen für 156 Millionen Euro genehmigt. Der Ausschuss unter Vorsitz von Bundeskanzler Olaf Scholz gab außerdem grünes Licht für die Lieferung von 101 Raketen des deutschen Herstellers MBDA, deren Wert nicht bekannt gegeben wurde.
Die Türkei will unter anderem 40 Eurofighter-Kampfflugzeuge kaufen
Am Samstagnachmittag sollte Scholz in Istanbul den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen, mit dem er auch über Verteidigungsexporte sprechen sollte. Bei seinem Besuch in Berlin vor einem Jahr machte Erdogan deutlich, dass er sich eine stärkere Verteidigungskooperation wünscht. Die Türkei will insbesondere 40 Eurofighter-Kampfflugzeuge, ebenfalls aus deutscher Produktion, kaufen. Die Bundesregierung muss dem noch zustimmen, aber auf einem EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel sagte Scholz, er sei dafür, dass Großbritannien ein solches Abkommen mit der Türkei verhandelt.
Bis zum gescheiterten Militärputsch in der Türkei im Jahr 2016 erlaubte die deutsche Regierung umfangreiche Waffenexporte in das Land, darunter die Lieferung von Komponenten für sechs U-Boote, was Griechenland vehement ablehnte. Nach dem Putschversuch und dem Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien wurden die Exportlizenzen in den vergangenen Jahren deutlich auf zwei- bis einstellige Millionenbeträge gekürzt.
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