Die Wahlen im Herbst in Europa sind bisher eine schlechte Nachricht für Putin und Sanktionsgegner

Die Wahlen im Herbst in Europa sind bisher eine schlechte Nachricht für Putin und Sanktionsgegner

Die ersten Wahlen liegen hinter uns, bei denen sich die öffentliche Unzufriedenheit mit der Sanktionspolitik der EU gegenüber Russland manifestieren könnte.

Doch trotz Rekordenergiepreisen und Inflation, die es in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat, bringen sie weder für Sanktionsgegner noch für Wladimir Putin selbst, der hofft, die pro-ukrainische europäische Front im Winter zu schwächen, gute Nachrichten.

Wenn es den radikalen Kritikern der Sanktionen gelang, bis zu 100.000 Demonstranten in Prag zu versammeln, nahm die Protestwelle bei den Kommunal- und Senatswahlen Ende September nicht zu. Die Koalition von Fial hat ihre Gegner sogar in der zweiten Runde der Senatswahlen geschlagen.

Bei den italienischen Wahlen gewann klar der Mitte-Rechts-Block, während der Triumph der Partei von der künftigen Ministerpräsidentin Giorgia Meloniová, Anhängerin von Sanktionen und Atlantizismus, gefeiert wurde, die seit der Wahl besonders herzliche Grüße nach Prag und Warschau sendet (sa The Brothers of Italien ist Teil derselben europäischen Fraktion wie die ODS und die PiS).

Im Gegenteil, die Partei von Matteo Salvini, die sich für die Aufhebung der Sanktionen eingesetzt hat, steht ganz im Mitte-Rechts-Lager. Salvini kann in der neuen Regierung nicht einmal mehr den Posten des Innenministers beanspruchen, und es ist offensichtlich, dass Meloni die Richtung der Außenpolitik bestimmen wird.

Österreich hält Kurs gegen Moskau

Nach Italien gab es einen weiteren Kandidaten, bei dem große Unzufriedenheit mit den Sanktionen und dem pro-ukrainischen Hintergrund der Elite aufkommen konnte – in Österreich, das sich traditionell auf seine Neutralität rühmt und im Gegensatz zu den Finnen und Schweden nicht daran dachte, dort der Nato beizutreten. Auch nach dem 24. Februar steht die öffentliche Meinung den Ungarn in vielerlei Hinsicht näher.

Viele Österreicher sind der Meinung, dass ihr Land im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine politisch neutral bleiben sollte, laut Umfragen sind bis zu drei Viertel der Österreicher gegen Waffenlieferungen an die Ukraine – 50% sind „absolut dagegen, 25% sind „eher dagegen“, nur 5% sind komplett dafür, wohl keine andere Nation in der EU weist eine so geringe militärische Unterstützung auf.

Auch bei den Sanktionen gegen Russland gibt es aufgrund der Abhängigkeit von russischem Gas ein starkes Lager der Gegner. Eine knappe Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher ist eher oder ganz dafür, sie beizubehalten. Auch die Stärke der Gegenseite variiert je nachdem, wer und wie die Frage in der Umfrage gestellt wird, grundsätzlich würden aber immerhin 40% am liebsten gleich abbrechen.

Die gestrige Präsidentschaftswahl, die einige Kandidaten als Referendum über Sanktionen werteten, könnte daher mit dem Finger auf das Establishment zeigen.

Aber im Grunde ist nichts dergleichen passiert. Der amtierende Präsident und ehemalige Vorsitzende der Grünen, Alexander Van der Bellen, der von der regierenden Volkspartei und den Grünen sowie den oppositionellen Sozialdemokraten und Liberalen unterstützt wurde, gewann rund 56 % (er handelt als Schätzung nach Einbeziehung der Briefwahl). ) bereits in der ersten Runde.

An dieser Stelle sei hinzugefügt, dass das Drama nicht so sehr darin bestand, ob Van der Bellen gewinnen würde, sondern ob er in der ersten Runde Präsident werden würde – also ob er 50 % erreichen würde und in der zweiten sein Mandat nicht verteidigen müsste Runde, was noch keinem amtierenden Präsidenten passiert ist.

In dieser Ukraine und dieser Energieinflationskrise gab es einen positiven Ton für Wählerrevolte: Van der Bellens persönliche Präferenzen sind in letzter Zeit stark gesunken, Van der Bellen hat sich eindeutig dem antirussischen Lager angeschlossen, Sanktionen nachdrücklich unterstützt und jeglichen Handel mit den Russen, nur den Österreichern, abgelehnt wurden im Winter entlastet. Im Sommer riet er den Leuten sogar, wegen der Inflation „die Zähne zusammenzubeißen“, wofür er heftig kritisiert wurde.

In diesem Zusammenhang sind die 56 %, die er in der ersten Runde erzielt hat, ein Erfolg. Van der Bellen punktet überraschenderweise auch bei jungen Leuten, er spricht auch konservative Landwähler an, die er in den letzten Jahren ideologisch nicht sonderlich belästigt hat. Der 78-jährige ehemalige antikapitalistische Radikale gilt heute als Symbol für Frieden, langweilige Mäßigung und Prowestlichkeit.

Sein Hauptgegner, Walter Rosenkranz von der FPÖ, der gegen die Sanktionen ist und eine Volksabstimmung darüber fordern will, erhielt nur rund 18 Prozent.

Die FPÖ konnte die Protestatmosphäre daher nicht nutzen, obwohl die Partei die Wahl zu einem Referendum gegen die Regierung und die Sanktionen machen wollte. Auch Geld half nicht – für österreichische Verhältnisse ungewöhnlich, investierte die FPÖ doch bis zu zwei Millionen Euro in den Präsidentschaftswahlkampf.

Doch während Norbert Hofer vor sechs Jahren unter den Farben der FPÖ bei den stark von den Nachwirkungen der Flüchtlingskrise geprägten Präsidentschaftswahlen 35 Prozent gewonnen hatte, konnte der nüchterne Rosenkranz nicht einmal sein eigenes Lager mobilisieren. Dort jagten auch zwei weitere Anti-Sanktions-Kandidaten, was einige Rosenkranz-Wähler erfreute, aber selbst wenn sie nicht dabei gewesen wären, wäre die FPÖ weit hinter Hofers Ergebnis von 2016 zurückgeblieben.

Mit anderen Worten: Das österreichische Establishment von rechts und links, das trotz des Unmuts eines Großteils der öffentlichen Meinung mit der EU in seiner Politik gegenüber Russland Schritt hält, hat gestern Abend erleichtert aufgeatmet.

In Deutschland sind die AfD und die postkommunistische Linke die einzigen Parteien, die die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit mit Russland und der Aufhebung von Sanktionen proklamieren. Gestern fanden in Niedersachsen (8 Millionen Einwohner) im Nordwesten Deutschlands Landtagswahlen in einer Atmosphäre steigender Preise statt. Ergebnis: Die bisherige Große Koalition aus SPD und CDU wird durch das linke Tandem aus SPD und Grünen abgelöst.

Somit gewannen beide Regierungsparteien, auch hier spielte sich kein Drama um das Thema Inflation und Zukunftsunsicherheit ab. Großer Verlierer ist der Dritte in der Berliner Koalition, die FDP, die aus dem niedersächsischen Landtag ausscheiden wird. Marktliberale zahlen offenbar den Preis dafür, dass sie sich in Koalition mit SPD und Grünen nicht ausreichend gegen die rot-grüne Linken-Agenda durchsetzen können.

Die Wahlen in Niedersachsen bestätigten den Trend einer gewissen Erstarkung der AfD – sie gewann 11 % (letztes Mal in Niedersachsen 2017 nur 6,2 %). Insgesamt hat sie in den Umfragen rund 15 Prozent, was dieser Partei der Wut und des Protests zuletzt während der Flüchtlingskrise oder kurz vor der Pandemie entsprach.

Auf den Anti-Putin-Kurs in Berlin hat sich aber auch das noch nicht ausgewirkt. Das Problem der AfD ist seit Jahren das gleiche und wird im Laufe der Zeit immer schlimmer – nach dem Abgang gemäßigterer Politiker, die die AfD als Alternative für die Wähler haben wollten, enttäuschten die etablierten Parteien, insbesondere CDU und FDP, die Radikalen und Die Nationalisten übernahmen die Kontrolle über die Partei. Die Partei steht also am Rande der deutschen Politik, keiner will mit ihr kooperieren, und die 15 Prozent wirken derzeit wie eine imaginäre Obergrenze. Wenn die AfD ihn nicht maßgeblich überschreitet, wird sie die deutsche Politik auch im Winter nicht erschüttern.

Alexander Van der Bellen verabschiedet sich beim Verlassen eines Wahllokals während der Präsidentschaftswahl in Wien am 9. Oktober 2022. Foto: TASR/AP

Amala Hoffmann

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