Zwei deutsche Bundesländer, Bayern und Hessen, haben im Oktober ein neues Parlament gewählt. In beiden Ländern ist die Alternative für Deutschland (AfD), deren Fraktionen und assoziierte Organisationen von den deutschen Behörden teilweise als Rechtsextremisten beobachtet werden, stärker geworden. In Hessen ist die AfD zur zweitstärksten Partei geworden. In Bayern ist die liberale FDP nicht im Parlament vertreten, in Hessen sind es die Linken und die Freien.
Auch wenn es zu keinen radikalen Veränderungen kam, veränderten die Wahlen die Verteilung der politischen Kräfte in den beiden Ländern. Offiziell laufen die Verhandlungen noch, es gilt aber schon jetzt als nahezu sicher, dass die Bayerische Nationalversammlung wie bisher von der Koalition aus Christlichsozialen (CSU) und Svobodný geführt wird und Markus Söder Ministerpräsident bleibt.
Die CSU erreichte 37 Prozent, 0,2 Prozent weniger als 2018. Svobodní verbesserte sich um 4,2 Prozent auf 15,8.
Journalisten entdeckten auf Facebook ein Foto, das den neu gewählten hessischen Landtagsabgeordneten Sascha Herr mit den Anführern der verbotenen rechtsextremen Terrorgruppe Combat 18 in einer Kneipe zeigt.
Die Grünen erreichten in Bayern 14,4 %, nachdem sie mehr als drei Prozent verloren hatten, und die liberale FDP, die mehr als zwei Prozent verlor, wurde aus der Nationalversammlung ausgeschlossen. Die Sozialdemokraten (SPD) verloren mehr als einen Prozentanteil und kamen nur noch auf 8,4 %. Die AfD gewann 4,4 Prozent und wird mit 14,6 Prozent Oppositionsführerin im Bayerischen Landtag.
Die neue Bayerische Nationalversammlung tritt am 30. Oktober zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Am nächsten Tag sollte Söder wieder zum Ministerpräsidenten gewählt werden, eine Woche später wollte er die Vereidigung des neuen Kabinetts in der Regionalversammlung.
Migrationspolitik kritisiert
In Hessen siegten die Christdemokraten (CDU) und kamen nach zehn Jahren wieder auf ein Ergebnis von über 30 Prozent. Sie legten um 34,6 Prozent zu, 7 Prozent mehr als vor fünf Jahren, als sie einen Verlust von mehr als 11 Prozent hinnehmen mussten. Im Hessischen Landtag regiert die CDU bisher in einer Koalition mit den Grünen. Im Gegenteil, sie haben im Vergleich zu den letzten Wahlen fast 5 Prozent verloren und kommen nun auf 14,8 Prozent.
Auch die Sozialdemokraten (SPD) verloren knapp 5 Prozent und fielen auf den aktuellen Stand von 15,1. Das ist etwa die Hälfte der Stimmen, die die Partei bei Wahlen vor einem Jahrzehnt gewonnen hat. Die SPD wird in Hessen von der derzeitigen deutschen Innenministerin Nancy Faeser geführt.
Nach dem Scheitern der hessischen Landtagswahl, in seiner Rede sie schnappte eine Welle von Forderungen, sie solle als Ministerin zurücktreten. Hauptgrund dafür ist die kritisierte Migrationspolitik Deutschlands, die in der Zuständigkeit des Innenministeriums liegt.
2017 teilte sie in einem Gruppenchat ein Abbild Adolf Hitlers mit dem Kommentar: „Vermisst seit 1945 – Adolf, bitte melden Sie sich!“ Deutschland braucht dich!
Die liberale FDP schaffte mit fünf Prozent knapp den Wiedereinzug in die Hessische Landesversammlung. Im Vergleich zu 2018 verlor es 2,5 Prozent. Die Linke und die Freie haben die Fünf-Prozent-Hürde nicht überschritten und müssen daher das Parlament in Wiesbaden verlassen.
Boris Rhein (CDU) bleibt hessischer Ministerpräsident. Es ist noch nicht klar, ob die CDU-Grüne-Koalition weiterbestehen wird oder ob Rhein eine Einigung mit den Sozialdemokraten erzielen wird. Der neue hessische Landtag wird erst am 18. Januar 2024 gebildet.
Adolf, bitte komm nach vorne
Die AfD legte in Hessen um mehr als fünf Prozent zu und ist nun mit einem Ergebnis von 18,4 Prozent zweitstärkste Partei im Land.
Unmittelbar nach der Wahl hatte sie Aufklärungsarbeit: Journalisten der Frankfurter Rundschau fanden auf Facebook ein Foto des neu gewählten hessischen Landtagsabgeordneten Sascha Herr mit den Anführern der verbotenen rechtsextremen Terrorgruppe Combat 18 Eine Bar.
Die Parteiführung schloss sie später aus der Fraktion aus. Sascha Herr selbst aber die Zeitung er sagtedass er in jedem Fall das Mandat wahrnimmt und gegebenenfalls als nicht klassifiziertes Mitglied der Regionalversammlung tätig wird.
Die AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag ist jünger und noch rechtsgerichteter als in der Vorperiode. Nicht weniger als 19 der 32 AfD-Abgeordneten stehen dem radikalen Lager des offiziell aufgelösten Flügels um den Rechtsextremisten Björn Höcke nahe. unterstreicht Website des Bayerischen Rundfunks BR24.
Neben mehreren ehemaligen Mitgliedern der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative, ebenfalls erklärte Rechtsextremisten, wird auch Elena Roonová, eine Russlanddeutsche aus Nürnberg, für die AfD im Bayerischen Landtag sitzen.
Im Mai dieses Jahres sagte sie Reportern, sie sehe keine Aggression seitens Russlands. 2017 teilte sie in einem Gruppenchat ein Abbild Adolf Hitlers mit dem Kommentar: „Vermisst seit 1945 – Adolf, bitte melden Sie sich!“ Deutschland braucht dich!
Damals verzichteten die Behörden auf Disziplinarmaßnahmen mit der Begründung, dass Roonová unerfahren sei und nicht über perfekte Sprachkenntnisse verfüge, erinnern BR24-Website.
Die AfD ist eine neue Arbeiterpartei
In Bayern zog die AfD Wähler aller anderen Parteien an, darunter 20.000 ehemalige Grünen-Wähler. Zustände BR24-Website. Rund 80.000 CSU-Wähler wechselten von der CSU zur AfD, rund 30.000 zu Swobodny.
Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks konnte die CSU ihre Zahlen von 2018 nur halten, weil sich ihre Wählerbasis neu nach links konstituierte. Laut einer Rundfunkanalyse erhielt die CSU außerdem 230.000 Stimmen von ehemaligen Wählern der Ampel-Koalition (der Regierungskoalition aus SPD, FDP und Grünen, die ab Dezember 2021 im Deutschen Bundestag regieren wird).
Insgesamt 46 Prozent der AfD-Anhänger sagten, sie würden die Partei aus Enttäuschung über andere Parteien, also aus Protest, wählen. Allerdings ist dieser Wert rückläufig: Bei der Regionalwahl 2018 lag er um zehn Prozentpunkte höher.
Im Gegenteil: Neun Prozent mehr Wähler (47 Prozent) gaben an, aus Überzeugung für die AfD gestimmt zu haben. Und 85 Prozent der AfD-Wähler sagen: Es spielt keine Rolle, ob die AfD teilweise als rechtsextrem gilt, solange sie die richtigen Themen anspricht, heißt es in der Umfrage.
Die AfD habe von der Wahl vor allem deshalb profitiert, weil die Wähler bereits jetzt besonders sensibel für das Thema Migration seien, stellte der Bayerische Rundfunk in seiner Analyse fest. Schon da Untersuchung Im BR24 BayernTrend vom September 2023 wurde Migration als wichtigstes Thema für die Bürger des Freistaats identifiziert.
Das bestätigt auch eine Vorwahlumfrage der Firma Infratest dimap: Demnach wünschen sich 83 Prozent der Bayern „eine grundlegend andere Asyl- und Flüchtlingspolitik, damit weniger Menschen zu uns kommen“.
Andere Indikatoren zeigen, dass die AfD als Partei der jungen Menschen im erwerbsfähigen Alter bezeichnet werden kann. Die besten Ergebnisse erzielen Menschen im Alter von 35 bis 40 Jahren (19 Prozent), 25 bis 34 Jahren (18 Prozent) und 18 bis 24 Jahren (16 Prozent).
Die AfD sei eine neue Arbeiterpartei, schreibt BR24. In der Arbeitnehmergruppe gewann die AfD neun Prozent mehr Stimmen als 2018, insgesamt 31 Prozent. Gleichzeitig glauben 32 Prozent der AfD-Wähler, dass ihre persönliche wirtschaftliche Situation schlecht sei, und damit mehr als bei jeder anderen Partei.
Die Grenze ist die Hochburg der AfD
Die AfD erhielt im schwäbischen Günzburg mit 23 Prozent die meisten Stimmen; Im Landkreis Weiden in der Oberpfalz erreichte er 19,9 Prozent, im Landkreis Cham sogar 21,2 Prozent. Beide Bezirke grenzen an Tschechien.
Auch in den anderen Grenzbezirken Hof und Tirschenreuth lag sie bei über 18 Prozent. Im Gegenteil: Im Wahlkreis Mnichov-Střed erhielt die AfD mit 4,5 Prozent die wenigsten Stimmen.
Söder spricht von „den Zweifeln der Bevölkerung an der Demokratie“. Er warnte vor den sogenannten Weimarer Verhältnissen, dem schleichenden Zerfall der demokratischen Grundordnung und dem Erstarken radikaler Flügel.
Gleichzeitig erzielen die Grünen im tschechisch-bayerischen Grenzgebiet die schlechtesten Ergebnisse. Hier liegen sie zwischen vier und sieben Prozent, während im Bezirk München-Střed der größte Anstieg bei 44 Prozent liegt.
In Niederbayern unterschied sich das Ergebnis der bayerischen Landtagswahl am deutlichsten von den vorherigen Wahlen. Professor Heinrich Oberreuter, Politikwissenschaftler und ehemaliger Leiter der Politischen Bildungsakademie Tutzing, sieht dafür zwei Gründe: Niederbayern sei wirtschaftlich von der Automobilindustrie geprägt und die Debatte um die Zukunft der Automobilindustrie werde als destruktiv empfunden.
Oberreuter geht außerdem davon aus, dass die Bewohner der Grenzregion zu Tschechien und Österreich besonders unzufrieden mit der Migrationspolitik sind. Es bestehen politische und kulturelle Vorbehalte, er sagte BR24-Website.
Warnschilder wie in Weimar
Nach den Ergebnissen und Analysen der Wahlen zur Bayerischen Nationalversammlung forderte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Freitag Bundeskanzler Olaf Scholz zum Ende der sogenannten Ampelkoalition auf und schloss ein neues Regierungsbündnis mit der CDU/CSU.
„Wir brauchen eine neue Regierung, das Land ist überlastet“ er sagte Söder. Ihm zufolge ist Deutschland mit der Migrationsproblematik organisatorisch und emotional überfordert und braucht eine grundlegende Änderung seiner Migrationspolitik.
Söder begründete sein Angebot auch mit den „wachsenden Zweifeln der Bevölkerung an der Demokratie“. Er warnte vor den sogenannten Weimarer Verhältnissen, dem schleichenden Zerfall der demokratischen Grundordnung und dem Erstarken radikaler Flügel.
„Die entscheidende Frage ist: Schafft die Regierung das noch, hat sie noch die Kraft und den Inhalt?“, fragte Söder und sagte, er bezweifle es: „Unser Land steht vor großen Problemen, die Demokratie wird auf die härteste Probe gestellt.“
In diesem Zusammenhang verwies der bayerische Ministerpräsident auch auf die Pläne der ehemaligen Linkspartei-Politikerin Sahra Wagenknecht, eine neue Partei zu gründen. „Die Zentrifugalkräfte aus der Mitte der Demokratie werden immer stärker. Es gibt Warnzeichen, wie wir in Weimar gesehen haben.“
Allerdings wird Kanzler Olaf Scholz wohl vorerst in der Ampel-Koalition bleiben. Schreiben der Zeitung Die Welt. Interne Debatten sowie der aktuelle Druck von Söder sollten in einigen Monaten zu einer möglichen Änderung führen.
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