Junge Deutsche verbringen mehr Zeit mit Computerspielen als in der Schule – Welt – Nachrichten

In Deutschland verbringt fast jedes dritte fünfzehnjährige Schulkind mindestens drei Stunden am Tag mit Computerspielen. Das geht aus einer Studie des Niedersächsischen Kriminologischen Forschungsinstituts hervor. Nach medizinischen Kriterien sind mehr als 14.000 deutsche Drittklässler spielsüchtig.



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Das Institut für Kriminologie hat eine Studie über die Gefahren von Computerspielen veröffentlicht, während sich Deutschland von dem Schrecken erholt, als ein Teenager seine ehemaligen Klassenkameraden erschoss.




Die Ergebnisse der Studie wurden von der deutschen Presse im Rahmen einer Debatte über die Auswirkungen von Computerspielen auf die Psyche von Kindern veröffentlicht. Die Affäre brach in Deutschland aus, nachdem am vergangenen Mittwoch in einer Schule im westdeutschen Winnenden ein Massaker verübt worden war. Der siebzehnjährige Mörder, der fünfzehn Menschen und sich selbst erschoss, verbrachte offenbar viel Zeit mit Actionspielen.

Den Erkenntnissen des Instituts zufolge verbringen deutsche Jugendliche immer mehr Zeit mit Spielen, Jungen sind besonders suchtgefährdet. Experten stufen bereits drei Prozent von ihnen als Drogenabhängige ein. Weitere 4,7 Prozent der Jungen haben sich so sehr auf virtuelle Schlachten eingelassen, dass sie Gefahr laufen, süchtig zu werden. Nur 0,8 Prozent der Mädchen sind abhängig oder von einer Suchtgefahr bedroht. Viele junge Deutsche verbringen sogar mehr Zeit mit Computerspielen als mit dem Lernen in der Schule. Laut den Autoren der Studie ist dies „völlig inakzeptabel“.

Am gefährlichsten sind Online-Spiele mit vielen Teilnehmern

Unter diesem Gesichtspunkt gelten Internetspiele mit Aufgabenverteilung, an denen viele Spieler gleichzeitig über das Internet teilnehmen, als gefährlich. Am gefährlichsten ist World of Warcraft (WoW), paradoxerweise das meistverkaufte Spiel dieses Genres weltweit. Darin kämpfen Spieler gegen Monster, können aber auch untereinander kommunizieren. Spiele, bei denen Spieler Feinde töten, gelten nicht als sehr brutal, weshalb sie in Deutschland von Kindern ab zwölf Jahren gespielt werden können.

Die Autoren der Studie fordern, Online-Spiele erst ab 18 Jahren zu spielen. „Mit der aktuellen Einbeziehung der Altersgrenze von zwölf Jahren sendet der Staat ein falsches Signal an die Eltern“, sagte Christian Pfeiffer, Mitautor der Studie und Kriminologe.

Den Anhängern der „Kampfsportwelt“ geht es weniger gut

Jeder dritte WoW-Besitzer gab im Fragebogen an, dass er durchschnittlich mehr als viereinhalb Stunden am Tag mit diesem Spiel verbrachte. Jungen, die ihre Freizeit gerne in der „Welt der Kampfkünste“ verbringen, haben deutlich schlechtere Noten und mehr unentschuldigte Stunden als ihre Klassenkameraden. Diese Konsequenz war in allen Schularten zu beobachten, unabhängig vom Bildungsstand der Eltern.

Zu den zehn Spielen mit dem höchsten Suchtrisiko zählen auch drei sogenannte Schießspiele, bei denen es darum geht, dass der Schauspieler möglichst viele Gegner abschießt. Dies sind die Spiele, die nach dem Massaker von Winnenden in die Kritik gerieten. Der Autor spielte sie, darunter auch den Shooter Counterstrike, der in der Liste der gefährlichsten Computerspiele auf Platz vier landete.

Zwischen April 2007 und Oktober 2008 befragten Experten des Hannover-Instituts bundesweit 15.000 Neuntklässler.

Konstantin Hartmann

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