Kontrollen an der deutschen Grenze spalten die Politik. Was passiert mit den Migranten? – Welt – Nachrichten

Christdemokraten der Oppositionsparteien CDU und CSU drängen darauf, dass Deutschland die Aufnahme illegaler Migranten bereits an der Grenze verweigert. Sie behaupten, dass die Gesetze dies erlauben und dass in der gegenwärtigen Situation eine solche Maßnahme notwendig sei.

Allerdings ist die Regierung von Olaf Scholz zurückhaltend, weshalb gemeinsame Verhandlungen zu diesem Thema scheiterten. Die Opposition warf dem Bundeskanzler vor, das Problem nicht lösen zu wollen, stattdessen sagte er, es sei seine Regierung gewesen, die endlich begonnen habe, das Problem anzugehen.

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Konflikte mit der Opposition

Um Scholz zum Handeln zu zwingen, schlugen die Christdemokraten am Donnerstag im Bundestag vor, dass Deutschland illegale Migranten direkt an der Grenze „zurückerobern“ solle.

„Jetzt werden wir sehen, ob der politische Wille dazu vorhanden ist. CDU und CSU werden im Bundestag einen echten Wandel in der Migrationspolitik fordern“, sagte Alexander Throm, Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, gegenüber Bild.

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Obwohl den Christdemokraten Unterstützung von der regierenden Freien Demokratischen Partei (FDP) versprochen wurde, unterstützten sie diesen Vorschlag nicht. Am Ende wurde es nicht einmal diskutiert, die Koalitionsabgeordneten übermittelten es dem Parlamentsausschuss.

CDU-Vorsitzender Friedrich Merz schlug daraufhin vor, die Regierung solle die von der Opposition vorgeschlagenen strengeren Maßnahmen zumindest versuchsweise umsetzen.

„Während es für die Semaphor-Koalition (Bezeichnung der Regierung nach den politischen Farben ihrer Parteien, Anm. d. Red.) so schwierig ist, dies zu akzeptieren, schlage ich vor, dass wir diese Ablehnung von Migranten ab dem 1. Oktober zunächst drei Monate lang versuchen“, Merz näherte sich.

Ihm zufolge hätte eine solche Maßnahme eine abschreckende Wirkung auf Migranten, so dass deren Zustrom nach Deutschland kurzfristig reduziert werden könne.

Scholz hat auf das Angebot bislang nicht reagiert. Andererseits hat die Koalition am Donnerstag zwei eigene Vorschläge im Bundestag vorgelegt. Dabei geht es jedoch nicht um Grenzkontrollen, sondern um die Sicherheitslage, die sich insbesondere nach dem Terroranschlag in Solingen verschärft hat. Ein abgelehnter syrischer Asylbewerber tötete im August drei Menschen und verletzte acht weitere.

Die Regierung schlägt daher eine Kürzung der Sozialleistungen für ausreisepflichtige Asylbewerber, eine Stärkung der Sicherheitskräfte im Kampf gegen den radikalen Islamismus und eine Begrenzung von Waffen (einschließlich Messern) vor.

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Sie hat noch immer nicht erklärt, wie die Regierung mit Migranten an der Grenze vorgehen will. Mit dem CDU/CSU-Vorschlag, die Einreise aller illegalen Migranten zu verhindern, sei er allerdings nicht einverstanden, so die Bild-Zeitung.

Stattdessen plädiert er für ein gemäßigtes Vorgehen, so dass nur Ausländer, die bereits während der Reise in einem anderen EU-Staat gemeldet sind, nicht nach Deutschland gelangen.

„Wir sind ein Land, das denjenigen Schutz bietet, die um ihr Leben fliehen müssen. Das steht in unserer Verfassung und wir diskutieren nicht darüber“, sagte Scholz in einer öffentlichen Rede.

„Das heißt aber nicht, dass jeder kommen kann, der will. Wir müssen entscheiden können, wer nach Deutschland kommt“, fügte er hinzu und führte aus, dass dazu auch die Migrationskontrolle und „die Rückführung derer, die nicht bleiben können“ gehören.

Ein deutscher Polizist überwacht illegale Aktivitäten... Foto: Profimedia

Migranten in Deutschland Ein deutscher Polizist überwacht illegale Migranten, die über die Grenze zu Polen ins Land einreisen.

Grenzänderungen

Wie soll es also ab Montag weitergehen? Sechs Monate lang werden Kontrollen nicht nur an den Grenzen zu Österreich, der Schweiz, Tschechien und Polen durchgeführt, wo sie bereits durchgeführt werden, sondern auch an den Grenzen zu Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien und Dänemark. .

Fahrzeuge werden wie heute kontrolliert: Verdächtige werden von der Polizei festgenommen, ansonsten dürfte der Verkehr nicht erschwert werden.

Die Polizeipatrouillen werden sich hauptsächlich auf die Schleusung illegaler Migranten und die Aufspürung von Schleusern konzentrieren. Sie sollen neben den Grenzübergängen auch das angrenzende Gebiet bis zu einer Entfernung von 30 Kilometern kontrollieren.

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Gleichzeitig soll das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das Verfahren beschleunigen, damit möglichst schnell über das Schicksal inhaftierter Migranten entschieden werden kann.

Die einzelnen Bundesländer sollten in Grenznähe Haftanstalten einrichten (derzeit gibt es bundesweit etwa 800), in denen Ausländer bis zur Überprüfung ihrer Identität und ihres Status festgehalten werden – sofern sie irgendwo einen Haftbefehl erhalten haben oder in einem anderen EU-Land registriert sind . und so weiter.

Innenministerin Nancy Faeserová, die für die Schließung der Grenzen zuständig ist, schlug vor, dass die Behörden Migranten, die bereits in der EURODAC-Datenbank in anderen Ländern registriert sind, schnellstmöglich ausweisen sollten.

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So geht es heute tatsächlich, allerdings sehr langsam: Im vergangenen Jahr registrierten die deutschen Behörden beispielsweise mehr als 266.000 Ausländer, die sich illegal in Deutschland aufhielten, doch seit Oktober letzten Jahres wurden nur rund 30.000 Menschen aus Deutschland ausgewiesen.

Kritik und Widerstand von Nachbarn

Die Forderung der Christdemokraten, allen illegalen Migranten die Einreise zu verbieten und sie bereits an der Grenze dorthin zurückzudrängen, wo sie herkamen, stieß in den Nachbarstaaten auf Widerstand.

Der österreichische Innenminister Gerhard Karner warnte, sein Land werde niemanden zurücknehmen, der von den Deutschen abgelehnt werde, und auch Polen protestierte. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán wiederum erklärte, Ungarn werde die Migranten in Busse verfrachten und nach Brüssel bringen.

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Darüber hinaus besteht die Gefahr eines „Dominoeffekts“. Nach deutschem Vorbild könnten auch andere europäische Länder ihre Grenzen schließen, und wenn sie alle die Aufnahme von Migranten verweigerten, würden sich diese in Staaten an den EU-Außengrenzen (z. B. Italien oder in Griechenland) ansammeln, was zu einer humanitären Katastrophe führen könnte.

„Das Ergebnis könnte eine Kaskade von Grenzschließungen und Zurückweisungen von Migranten bis zu den Außengrenzen sein, wo tatsächlich Chaos ausbrechen würde und der Unmut gegenüber EU-Partnern weiter wachsen würde“, sagte Christian Jakob, Kommentator der deutschen Tageszeitung TAZ. , deutete auf eine mögliche Entwicklung hin.

Allerdings stößt Faesers Plan auch bei einigen Vertretern der Regierungspartei Grünen auf Kritik. Laut Philmon Ghirmai, dem Vorsitzenden der Landtagsfraktion des Landes Berlin, werden die angekündigten Maßnahmen die Belastung der Polizei nur erhöhen und den Verkehr an der Grenze erschweren.

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Seiner Meinung nach war der wahre Grund für diese Maßnahmen der Regierung die Besorgnis über den Popularitätszuwachs der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Sie ist die schärfste Kritikerin der Migrationspolitik.

„Nach der schmerzhaften Verschärfung des kürzlich verabschiedeten Asylgesetzes liegt der Rückgriff auf Isolation nur im Interesse rechtsextremer Parteien“, sagte Ghirmai. Ihm zufolge gefährde die Lösung der Regierung das europäische Recht, das Schengener Abkommen und sogar die Grundidee der EU.

Ein deutscher Polizist nimmt eine Gruppe von Migranten mit... Foto: Profimedia

Migranten, Flüchtlinge Ein deutscher Polizist bringt eine Gruppe festgenommener Migranten in einen Wald nahe der polnischen Grenze.

Wenn es um die Abschiebung illegaler Einwanderer geht, sind sich Experten überwiegend darin einig, dass dies mit europäischem Recht vereinbar ist. Dies bestätigte der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier gegenüber Bild.

Es bezieht sich auf das Asylgesetz. Er wies darauf hin, dass Deutschland nur von den EU-Ländern und der Schweiz umgeben sei, die allesamt sichere Staaten seien. Flüchtlinge müssen daher in ihrem eigenen Hoheitsgebiet Asyl beantragen und haben keinen Grund, nach Deutschland zu fliehen.

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Er weist auch das Argument der Grünen zurück, dass das europäische Recht es Ländern nicht erlaube, Migranten direkt an der Grenze zurückzuweisen.

„Ein souveräner Staat kann nicht gezwungen werden, jedem aus aller Welt die Einreise zu erlauben, der an der Grenze erklärt, dass er Asyl sucht. Die Grundlage der deutschen Staatssouveränität ist unantastbar und liegt im oben genannten europäischen Recht“, betonte Papier.

Bis zu 27 Prozent der Ausländer mit deutschem Schutz hätten keinen Anspruch auf Asyl und seien auch nicht offiziell als Flüchtlinge anerkannt, fügte er hinzu.

Amala Hoffmann

Preisgekrönter Unruhestifter. Extremer TV-Pionier. Social-Media-Fanatiker

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