Scholz ist nicht Macron. Er lehnt vorgezogene Neuwahlen trotz vernichtender Niederlage ab – Svet – Správy

Die schärfste Kritik äußerte Markus Söder, Vorsitzender der Oppositionspartei Christlich-Soziale Union Bayerns (CSU). Er nannte Scholz einen „König ohne Land“ und forderte seinen Rücktritt.

„Er hat keine Legitimität mehr, die Einwohner vertrauen ihm nicht. Die logische Konsequenz sind daher Neuwahlen, eine Vertrauensfrage und letztlich ein Rücktritt“, sagte Söder, der auch Chef der bayerischen Landesregierung ist.

Seine CSU ging in Koalition mit ihrer Schwesterpartei, der Christlich-Demokratischen Partei (CDU), mit 30 Prozent der Stimmen als absoluter Sieger aus der Europawahl hervor.

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Quelle: TV Prawda

An zweiter Stelle steht mit knapp 16 Prozent die Alternative für Deutschland (AfD), eine rechtsextreme Partei, die vor allem im Osten, also auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, dominiert. Er gewann in fünf der sechs Bundesländer, mit Ausnahme von Berlin, wo die Grünen gewannen.

Der letzte Weckruf für Scholz

Für die „Ampelkoalition“, wie sie die Bundesregierung nennt, endete die Europawahl in einem Debakel. Scholz‘ Sozialdemokraten (SPD), die stärkste Regierungspartei, erzielten in keinem der 16 Bundesländer einen Erfolg und landeten mit weniger als 14 Prozent auf dem dritten Platz.

Im Vergleich zur Bundestagswahl vom September 2021, die sie dennoch gewannen, verloren sie knapp 12 Prozentpunkte. Das ist ihr schlechtestes Ergebnis bei der Europawahl.

Die Ergebnisse der Europawahl in Deutschland

politische Partei Stimmenanteil
CDU/CSU 30 %
AfD 15,9 %
SPD 13,9 %
Grünes Gemüse 11,9 %
B.S.W. 6,2 %
PDF 5,2 %
Links 2,7 %
Wahlbeteiligung 64,8 %

Analysten weisen zudem darauf hin, dass genau die Menschen, die bei der vorangegangenen Europawahl im Mai 2019 die Sozialdemokraten gewählt hatten, inzwischen zu Rechtsextremisten „übergelaufen“ seien.

Wie ein Bild-Kommentator betonte, stimmten bis zu 570.000 ehemalige SPD-Wähler für die AfD. Auch die anderen Parteien der Koalition – Grüne und FDP – erlitten eine herbe Niederlage und deutliche Verluste.

Söder ist überzeugt, dass die Bundesregierung dem Beispiel Frankreichs folgen sollte. Als die rechtsextreme Nationalversammlung (RN), der auch die berühmte Politikerin Marine Le Pen angehört, bei der Europawahl mehr als 30 Prozent gewann und die Partei von Präsident Emmanuel Macron weniger als die Hälfte der Stimmen erhielt, beschloss er, das Parlament aufzulösen und vorzeitig einzuberufen Wahlen.

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„Diese Regierung ist praktisch am Ende. Und jetzt muss es wie in Frankreich sein“, sagte Söder gegenüber n-tv. „Unser Land braucht einen Neuanfang. Die Ampelregierung hat weder ein Mandat noch das Vertrauen des Volkes mehr. Deshalb sollten so schnell wie möglich Neuwahlen stattfinden“, schlug er vor. Er riet der Regierung, es schnell zu beenden.

„Das wäre der letzte große Dienst, den Olaf Scholz den Deutschen erweisen könnte“, sagte Söder und erinnerte an den Rücktritt von Altkanzler Gerhard Schröder.

2005 stimmte der sozialdemokratische Politiker im Bundestag für das Vertrauen in die Regierung und rief, als dies scheiterte, Neuwahlen aus. So kam die CDU an die Macht und ihre Vorsitzende Angela Merkel blieb 16 Jahre lang an der Spitze der Regierung.

Der CSU-Vorsitzende und der bayerische Ministerpräsident... Foto: SITA/AP, Matthias Balk

Markus Söder Markus Söder, CSU-Vorsitzender und bayerischer Ministerpräsident.

„Gerhard Schröder hatte damals den Mut dazu. Olaf Scholz sollte es auch tun“, schloss Söder. Angesichts der Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen bleibt die CSU jedoch eher allein.

Sie wurde nur von der AfD-Ko-Vorsitzenden Alice Weidelová unterstützt. Ähnliche Vorschläge gab es jedoch nicht, auch nicht aus der CDU. Dessen Vorsitzender Friedrich Merz erklärte nur knapp, dass Scholz‘ Kabinett Konsequenzen aus der Wahlniederlage ziehen müsse.

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„Wenn die Bundesregierung glaubt, dass sie einfach so weitermachen kann, wie bisher, dann wird sie für weitere Unannehmlichkeiten und Enttäuschungen in Deutschland verantwortlich sein“, sagte Merz vor Reportern.

Die Art und Weise, wie die AfD und das neu gegründete linkspopulistische Sahra-Wagenknecht-Bündnis (BSW) bei der Wahl punkteten, sei seiner Meinung nach als „letzter Weckruf“ zu werten.

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Quelle: TV Prawda

Wie eine lahme Ente

Spekulationen über vorgezogene Neuwahlen wiesen die Koalition und Scholz zurück. „Das Wahlergebnis war für alle drei Parteien schlecht“, gab die Kanzlerin während der Pressekonferenz zu, erwähnte ihren Rücktritt jedoch nicht.

Stattdessen betonte er, dass die Regierung weiter daran arbeiten müsse, dass das Land vorankomme. Gelingt es, die Probleme Deutschlands zu lösen, werden die Regierungsparteien seiner Meinung nach auch bei der Bundestagswahl bessere Ergebnisse erzielen.

In die gleiche Richtung äußerte sich auch Regierungssprecher Steffen Hebestreit. „Der Termin für die regulären Wahlen ist im Herbst nächsten Jahres, daher planen wir, sie durchzusetzen“, informierte er die Medien. Er fügte hinzu: „Niemals, nicht einmal für eine Sekunde, kam der Gedanke auf, dass jetzt in Deutschland Neuwahlen beginnen könnten.“

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Die Ampel-Koalition wäre ein Vierjahresprojekt. „Am Ende dieser vier Jahre wird die Bilanz kommen, da findet der Wähler seine Stimme, und so wird Politik gemacht“, erklärte Hebestreit.

Auch die SPD verteidigte ihre Kanzlerin. Nach Ansicht des Generalsekretärs der Partei, Kevin Kühnert, kann das Scheitern der Europawahl nicht als Anordnung für vorgezogene Parlamentswahlen gewertet werden.

„Wir gewinnen gemeinsam und wir verlieren gemeinsam, das ist unsere gemeinsame Wahlniederlage“, sagte er bei einer Sitzung des Parteipräsidiums. Allerdings, so deutete er an, bedeute die Tatsache, dass die Wahl nicht gut verlaufen sei, nicht, dass sie besser ausgegangen wäre, wenn die Wahlplakate ohne Scholz gewesen wären.

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Auch die Spitzen der Grünen und der FDP unterstützten die Kanzlerin. Sie geben zu, dass sie Lehren aus der Wahlniederlage ziehen müssen, sind aber mit vorgezogenen Neuwahlen nicht einverstanden.

Selbst die von Bild suggerierte Möglichkeit, dass Scholz zurücktritt oder ankündigt, bei den nächsten Wahlen nicht mehr anzutreten, erscheint noch nicht realistisch. Dies könnte den Weg für den beliebten Verteidigungsminister Boris Pistorius ebnen und die SPD könnte Scholz durch ihn ersetzen.

Von einer ähnlichen Lösung sprach auch der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Ihm zufolge ist das Wahlergebnis „ein schwerer Schlag ins Gesicht für die Ampel-Koalition“.

Die Wähler seien mit der Regierung unzufrieden und die Parteiführung müsse zur Rechenschaft gezogen werden. „Mit 14 Prozent hat niemand das Recht, die SPD zu führen“, attackierte Bundeskanzler Gabriel.

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Allerdings hält der deutsche Politikwissenschaftler Jürgen Falter einen solchen Fall für nicht sehr wahrscheinlich. Wie er gegenüber Bild sagte, würde dies den derzeitigen Kanzler zu einer „lahmen Ente“ machen und Scholz könne sich einen solchen Machtverlust nicht leisten.

Laut Falter wagt er es nicht einmal, die Bundesversammlung einem Vertrauensvotum für die Regierung zu unterziehen. „Für ihn ist das sehr riskant. Die Ampelkoalition hat derzeit keine Chance auf eine Wiederwahl. SPD und Grüne würden fallen und die FDP könnte aus dem Bundestag ausscheiden“, schätzt der Politologe ein.

Amala Hoffmann

Preisgekrönter Unruhestifter. Extremer TV-Pionier. Social-Media-Fanatiker

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